Trotz des Booms, den der Online-Handel seit einigen Jahren erlebt, ist noch nicht jede Nische gefunden worden, ist noch lange nicht alle optimiert. Wo diese brachen Felder liegen, behalten viele Unternehmer lieber für sich. Schließlich könnte sich daraus eines Tages eine profitable Geschäftsidee entwickeln lassen.
Es gibt jedoch auch Ausnahmen bei all der Verschwiegenheit. Roland Fesenmayr ist so eine. Der Gründer von OXID eSales, laut eigenen Angaben einer der führenden Anbieter von E-Commerce-Lösungen, sagt im Plentymarkets Jahrbuch 2015: „Die größten Lücken sehe ich noch in der Logistik. Sowohl in Angeboten für den Händler als auch in Bezug auf die Zustellung beim Endkunden: C2C, Same Day Delivery, Kühlkette und Verpackungsmüll. Wenn wir hier noch einen Schritt vorankommen, dann werden noch mal viele auf der Hand liegende Geschäftsmodelle fliegen. Nicht umsonst fließt in dieses Segment im Moment massiv.“
Besonders massiv und öffentlichkeitswirksam beschäftigt sich Amazon mit dem Bereich Logistik. Die Amazon-Drohne ist mittlerweile eine kleine Berühmtheit – und das nicht erst, seit TopGear-Moderator Jeremy Clarkson dafür Werbung machte.
Doch Amazon beschränkt seine Aktivitäten im Logistik-Segment bei weitem nicht auf publikumswirksame Spielereien wie die Drohne. Der größte Online-Händler der Welt mag es auch ganz gern klassisch. Im Raum München macht Amazon in einem Pilotprojekt nun der Deutschen Post Konkurrenz und liefert seine Pakete selbst aus. Aus dem Verteilerzentrum in Olching werden Pakete in und um die Metropole geliefert. Völlig ohne Hermes und DHL. Das Handelsblatt berichtete, dass die DHL bis zu 30 Prozent weniger Pakete an die Poststellen liefert. Die Post selbst schweigt zu den Zahlen.
Rentiert sich das Pilotprojekt, wird Amazon seine Logistik-Bemühungen ausweiten und der Deutschen Post einen Teil ihres Marktanteils von 50 Prozent abspenstig machen. Wie bitter das ist, musste bereits die Royal Mail in Großbritannien erfahren. Das Unternehmen musste aufgrund der gestiegenen Konkurrenz durch Amazon seine Wachstumsprognose um 50 Prozent nach unten korrigieren.