Zunächst denkt man an einen schlechten Witz. Oder zumindest an einen April-Scherz. Doch es ist schon Mai. Man stelle sich einen Vorgang vor, der für eine Berufsgruppe völlig normal und alltäglich ist. Und nun stelle man sich einen mächtigen Konzern mit allerhand Geld vor, der für genau diesen Vorgang, der weder innovativ noch neu ist, einen Patentantrag stellt, das Amazon-Patent für einen weißen Hintergrund. Und zuletzt stelle man sich noch vor, dass das Patentamt den Antrag durchwinkt.
Gibt’s nicht? Gibt’s doch! Amazon hat sich in den USA einen Studio-Aufbau für Aufnahmen vor einem weißen Hintergrund patentieren lassen. Diesen Aufbau nutzen so gut wie alle Fotografen und Filmemacher – und zwar seit Jahren. Dem US-Patentamt war das offenbar egal, denn im März segnete es das Patent mit der Nummer 8.676.045B1 ab. Welche Folgen das hat, ist völlig unklar. Theoretisch könnte Amazon jeden verklagen, der Aufnahmen mit dem im Patent festgehaltenen Parametern macht. Das Unternehmen muss es nur nachweisen.
Das Patent ist ein Studio-Aufbau, in dem eine Person vor einem weißen Hintergrund gefilmt oder fotografiert wird. Es könnte sich dabei auch um ein Objekt handeln, was somit auch für viele Online Shops interessant sein dürfte. Damit Objekt oder Person keinen Schatten werfen, ist die Wand auch von hinten beleuchtet, zudem ist sie unten abgerundet. In dem Patent sind selbst Details wie die verwendete Blende, der ISO-Wert und Kilowatt-werte der Scheinwerfer detailliert aufgeführt. Da hat sich offenbar jemand ganz genau Gedanken gemacht. Gedanken über ausgemachten Unfug.